Der NABU Springe zum ApfelBaumMuseum
Ein Apfelbaum-Museum mit 100 verschiedenen, meist alten und seltenen Sorten - als Andreas Rimkus uns, dem
NABU Springe, seine Idee skizzierte und einlud, uns zu beteiligen, waren wir hocherfreut. Natürlich gab es noch
einige Details darüber zu klären, wie wir uns einbringen sollten. Aber die Möglichkeit eine Streuobstwiese in
dieser Größenordnung in Springe anzulegen, war eine Chance, die genutzt werden musste. Wir freuen uns deshalb,
uns an diesem Projekt beteiligen zu können.
Die Bezeichnung Streuobstwiese stammt von dem Begriff "Obstbau in Streulage" und bezeichnet Obstgärten mit
hochstämmigen Obstbäumen. Meist liegen sie in der Nähe von Bauernhöfen, Klöstern und in dörflichen Siedlungen.
Auch Obstbaumreihen oder Alleen an Straßen und Wegen sowie einzeln stehende Obstbäume verschiedener Obstarten
werden darunter gefasst. In den letzten 60 Jahren ging in Deutschland der Bestand dieser einst das
Landschaftsbild stark prägenden Kulturen um ca. 70% zurück. Der NABU schätzt, dass von einst ca. 1.500 000 ha
nur noch ca. 300 000 bis 400 000 ha erhalten sind. Darum widmet sich der NABU - wie auch andere
Naturschutzgruppen - seit vielen Jahren dem Schutz, dem Erhalt und der Neuanlage von Streuobstbeständen als
wichtige Aufgabe zur Förderung der Artenvielfalt von Pflanzen und Tieren. Der Erhalt alter Kulturpflanzen mit
ihren vielfältigen regional unterschiedlichen, genetischen Reserven ist ein zusätzlicher Grund, sich für den
Erhalt von Streuobst einzusetzen. Anfang des 20. Jahrhunderts waren über 6.000 Obstsorten, darunter mindestens
3.000 Apfel-, 800 Birnen-, 400 Süßkirsch- und 400 Pflaumensorten bekannt. Man rechnet damit, dass gegenwärtig
nur noch ca. 60 Apfelsorten im Handel erhältlich sind. 2.000 bis 5.000 Tierarten können in Streuobstwiesen
beheimatet sein. Streuobstwiesen werden in der Regel nicht mit chemischen Mitteln und Kunstdünger behandelt.
Deshalb ist die Zahl der dort vorkommenden Pflanzen je nach Bodenverhältnissen ebenfalls sehr groß. Der Wert
von Streuobstwiesen steigt mit dem zunehmenden Alter der Bäume, denn sie bieten mit ihrer rauen Rinde,
ausgefaulten Astlöchern und alten Spechthöhlen vielen Vogelarten, Insekten, Pilzen, Flechten usw. Nahrung und
Wohnung.
Aber warum gerade Äpfel und nicht Kirschen oder Birnen?
Vielleicht weil für uns Äpfel eine besondere Sorte Obst sind. Sie gehören zu den wenigen Obstsorten, die
bereits in vorrömischer Zeit nördlich der Alpen kultiviert wurden. Seit der mittleren Steinzeit gehören Äpfel
zu den wichtigsten Sammelfrüchten der Menschen Europas.
Äpfel sind ein Symbol für Schönheit, Fruchtbarkeit, Vollkommenheit und Ewigkeit. Troja musste untergehen, weil
Paris sich bei der Vergabe des goldenen Apfels für die schönste Göttin bestechen ließ. Die goldenen Äpfel der
Hesperiden und auch die der Iduna sollten den jeweiligen Göttergeschlechtern die ewige Jugend sichern. Avalon -
die Apfelinsel - ist die keltische Insel der Seeligen. Der Reichsapfel gehörte zu den zentralen Insignien
königlicher Macht. Im christlichen Europa war der Apfel einerseits das Symbol für die Verlockungen der Welt -
Schneewittchen wurde wohl nicht zufällig mit einem Apfel vergiftet. Andererseits ist er ein Zeichen der
Verbundenheit mit dem Paradies. Vielleicht einer der Gründe, warum Martin Luther selbst dann noch einen
Apfelbaum pflanzen wollte, wenn der Untergang der Welt bevorstünde.
Dank des Engagements von Andreas Rimkus können nun 100 Paten durch ihre Spende ihren ganz persönlichen
Apfelbaum pflanzen lassen.
In erheblichem Maße finanziell gefördert wird die Gründung des Apfelbaum-Museums durch die Niedersächsische
BINGO-Umweltstiftung.
Rudi Krause und Ingo Willenbockel
NABU Springe